Selbstständig machen: wichtige Fragen vor der Gründung

In dem Begriff „selbstständig machen“ sind drei wichtige Wörter enthalten: selbst, ständig und machen. Damit sich diese Aspekte bei deiner Existenzgründung in Balance halten, solltest du dich vorab ausreichend über die wichtigsten Fragen informieren.

Hinterher ist man immer schlauer – das gilt insbesondere bei der Existenzgründung. Bevor ich selbst den Schritt in die Start-up-Welt gewagt habe, waren es vor allem fünf Fragen, die mich beschäftigt haben. Dank meiner seither gesammelten Erfahrungen kann ich mittlerweile guten Gewissens Antworten auf diese Fragen geben.

Kann man sich zur Selbstständigkeit kostenlos beraten lassen?

Ja, absolut! Insbesondere deine lokale IHK kann dir helfen. Ich habe zum Beispiel die kostenlose Existenzgründerberatung der IHK München/Oberbayern in Anspruch genommen. Im Einzelgespräch konnte ich wichtige Details besprechen. Diese Unterhaltung empfand ich als besonders effizient, da sich der IHK-Experte alle Facetten meiner Idee anhören konnte und auch auf spezielle branchenspezifische Fragen eingegangen ist.

Darüber hinaus informieren die Seiten des BMWi über mögliche Beratungsstellen.

Ein persönlicher Tipp: Besuche bereits vor der Gründung Networking-Events und sprich mit anderen Gründer über ihren Start. Hierbei erhältst du nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch den ein oder anderen Best-Practice-Hinweis.

Brauche ich einen Businessplan?

Zwingend notwendig ist ein Businessplan nur dann, wenn du auf der Suche nach Kapital bist: etwa bei Banken, Business Angels oder bei anderen Investoren. Ich empfehle dir aber trotzdem, einen Businessplan anzufertigen – auch, wenn du ihn nur für dich selbst schreibst.

Bei meinem Start habe ich leider zunächst auf einen Businessplan verzichtet und diesen erst nachträglich geschrieben. Hätte ich diesen Schritt früher unternommen, wären mir von vornherein einige Parameter klarer gewesen: z.B. wie viele Kunden ich brauche, um schwarze Zahlen zu schreiben, oder wie ich meine Preise gestalten sollte.

Ein persönlicher Tipp: Bevor du dich dem Businessplan komplett versperrst, sieh dir den Beitrag von Matthias Barth an („Diese Businessplan-Vorlage passt auf einen Bierdeckel“).

Brauche ich einen Steuerberater?

Hierauf gibt es keine klare Antwort; allerdings kann man diese Frage im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung bei einem Steuerberater oder Anwalt klären. Ob ein Steuerberater notwendig ist, hängt von Faktoren wie der gewählten Rechtsform, der jeweiligen Branche und der Unternehmensstruktur und -art ab. Grundsätzlich würde ich jedoch jedem Gründer dazu raten, sich von Anfang an nicht mit Arbeit zu überladen, die sich gut auslagern lässt. Natürlich ist das oft auch eine Kostenfrage, aber gerade bei der Buchhaltung sollte man meiner Ansicht nach nicht sparen.

Ein persönlicher Tipp: Viele Kanzleien bieten kostenlose Erstgespräche an und können auch innerhalb von wenigen Minuten abschätzen, ob ein Steuerberater notwendig ist. Unser Kooperationspartner Mayrhofer + Partner hilft dir gerne weiter.

Selbstständig machen – und dann? Wie wird mein Business wahrgenommen?

Diese Frage wird von vielen angehenden Gründern gerne vernachlässigt. Dabei ist es wichtig, sich möglichst früh eine Marketing-Strategie zu überlegen: Planung ist beim Gründen das A und O. Neben einem ordentlichen Webauftritt sollte man frühzeitig damit beginnen, in den gängigen sozialen Netzwerken aktiv zu werden. Dabei ist es wichtig, dass du keine beliebigen Inhalte postest, sondern deiner Zielgruppe einen Mehrwert lieferst. Am besten, du guckst dir an, wie das andere Unternehmen aus deiner Branche machen.

Außerdem ist es hilfreich, Blogs zu den Themen Marketing und Markenaufbau zu lesen und die Grundprinzipien von Werbung und Unternehmenskommunikation zu verstehen. Gutes Marketing kann viel bewirken, schlechtes Marketing kann viel kaputt machen. Wenn du dir nicht zutraust, deine Marketingstrategie selbst zu entwickeln, wende dich lieber an Experten.

Ein persönlicher Tipp: Stelle dein Start-up auf StartupBrett vor und mach deine Idee sichtbar. Falls du Hilfe bei deiner Marketing- und Reputationsstrategie brauchst, wende dich an Agenturen wie WEBPUTATION und überlasse die PR-Arbeit den Profis.

Rechtstexte und Verträge: einfach kopieren?

Vorsicht – hier lautet die Antwort ganz klar „nein“. Du solltest niemals AGBs, Datenschutzerklärungen oder Verträge anderer kopieren. Denn diese Texte unterliegen nicht nur dem Urheberrecht, sondern sind immer auch auf ein individuelles Business abgestimmt. So können sie Teile enthalten, die deinen Anforderungen gar nicht entsprechen, oder – noch schlimmer – auf Details verzichten, die für dich existenziell sind.

Im Internet gibt es unzählige kostenlose Vorlagen für Rechtstexte. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollest du allerdings früher oder später auf individuelle Rechtstexte ausweichen. Der Händlerbund ist eine gute Adresse für Rechtstexte im E-Commerce. Kostenlose AGBs könnten bei agb.de generiert werden.

Ein persönlicher Tipp: In Deutschland gilt für den gewerblichen Bereich die Impressumpflicht. Schalte dein Business deshalb erst online, wenn alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben enthalten sind. Ein Impressum-Generator hilft gegen unnötige Abmahnungen.

Fazit

Sich selbständig zu machen ist keine Zauberei. Allerdings bedarf es einiger Vorbereitung und Vorabinformation, um unnötige Fehler zu vermeiden. Viele Dinge kann man als Gründer selber erledigen, manche sollte man aber lieber Experten überlassen – damit man nicht nur „selbst“ und „ständig“ arbeitet, sondern auch Zeit zum „Machen“ hat.

Du hast dich bereits selbstständig gemacht? Welche Fragen haben dich zu Beginn beschäftigt, und welche Antworten kannst du im Nachhinein liefern? Schreibe einen Kommentar und lass andere an deiner Erfahrung teilhaben!

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

1 Response

  1. VSs Medienwerk sagt:

    Hallo,

    was ich persönlich ebenfalls wichtig finde ist es, dass mein sich wirklich bewusst wird, wo man hinmöchte. Ebenfalls, wer die eigene Zielgruppe ist und ob man sich vielleicht spezialisieren kann.

    Ich gestalte Grafikdesign und habe mich vor 4 Jahren ohne die genaue Analyse meiner Zielgruppe selbstständig gemacht. Ebenfalls hatte ich dann keine genaue Spezialisierung. Das war viel zu weit gefächert.

    Jetzt konzentriere ich mich bewusst auf Corporate Design für Gründer, Entrepreneuere, Blogger und Unternehmer. Dadurch kann ich mich viel besser mit meinem Wissen zeigen. Mein Blog zu dem Thema hilft sowohl mir als auch meinen Lesern.

    Grüße
    Verena
    http://www.medienwerk-menden.de

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