Rom wurde nicht an einem Tag erbaut

Die Krawatte sitzt, die neue Uhr funkelt in den Sonnenstrahlen. Die Tablets sind aufgeladen, jeder kennt seinen Part in- und auswendig. Der interessierte Investor kommt zu Tisch, begrüßt uns per Handschlag und bestellt eine Runde Bier. Bier?! Genau Bier. „Ok, so läuft das hier also?“ denken wir uns schweißgebadet im weißen Hemd und werfen uns ungläubige Blicke zu. Da sitzen wir als junge Studenten und Gründer, ohne die geringste Erfahrung im Umgang mit Investoren, geschweige denn von der ganzen Startup-Szene.

Ähnlich wie uns ergeht es wohl den meisten Startups kurz vor oder nach der Gründung. Man ist überzeugt, die nächste bahnbrechende Idee auf den Markt zu bringen. Die Welt hat sicher genau darauf gewartet!

„Ja klar, jeder braucht Unibücher. Die Studenten benötigen uns, wir machen genau das Richtige!“

Ein Gefühl des Stolzes durchfährt uns und wir fühlen uns unaufhaltbar, als stünde uns die ganze Welt offen. Doch dann kam unser erster Pitch: die reinste Katastrophe. Im Nachhinein können wir darüber lachen, doch damals war uns eher zum Weinen zumute. Wir hatten den Ablauf bis ins kleinste Details geplant, akribisch wurden Deutschlands Universitäten studiert und die potentielle Kundschaft errechnet. Dann die erste Frage der Jury nach einer Minute:

„ Was macht ihr denn besser als Amazon und Ebay?“

Damit hatten wir nicht gerechnet. Ben, Katharina und ich schwiegen uns an bis Ben endlich die peinliche Stille unterbrach. Stotternd erzählte er von unseren Vorteilen wie das reine Angebot an Unibüchern und die persönliche Campus-Übergabe. Doch die Jury hörte nur noch mit einem Ohr zu.

Das war ein sehr wichtiger Lernprozess für uns. Wir merkten, dass die Startup-Szene doch anders ist, als wir anfangs dachten. Es ist ein knallhartes Geschäft. Jeden Morgen der erneute Kampf um die besten Interviews und die exklusivsten Partnerschaften. Dazu noch Uni, Bachelorarbeit und Doktorarbeit. Und Privatleben. Schwer zu kombinieren als Newbie. Aber wir lernten Prioritäten zu setzen, Aufgaben zu verteilen und unsere Tage optimal zu strukturieren. Jetzt ziehen wir unser Ding durch, sind unsere eigenen Chefs. Doch wir sind nicht mehr so verklemmt, sondern stellen die Freude an der ganzen Sache klar in der Vordergrund. Mit dieser Herangehensweise starten wir entspannter in den Tag, außerdem hat sie uns viele Türen geöffnet. Für uns war es wichtig, die richtige Balance zwischen Seriosität und Lockerheit zu finden. Sich einfach mal etwas zu trauen, was vielleicht nicht zu 100% dem gewohnten Prozedere entspricht. Denn wer gründet, macht dies wohl auf Dauer und soll Spaß daran haben. Mit dieser Einstellung sind wir auch erfolgreicher.

knickknacks.de

 

Daniel Berthold

Geboren vor 24 Jahren in Luxemburg, mittlerweile Medizinstudent in München und leidenschaftlicher Co-Founder von der Knick Knacks UG in München. Warum ich Gründer bin? Weil ich einfach zu viel Freizeit habe im Studium.

1 Response

  1. 28. Mai 2015

    […] startupbrett.de – […]

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