“Ich brauche Kohle – ich gründe ein Start-up”

Seitdem ich StartupBrett gegründet habe, treffe ich regelmäßig Menschen, die gerade dabei sind, sich mit einer innovativen Idee selbstständig zu machen. Diese Menschen haben eine Vision, die sie zum Leben erwecken möchten. Sie arbeiten daran Tag und Nacht und richten ihr Leben danach aus – es ist ihr Projekt mit der höchsten Priorität. Ich mag es, das Leuchten in ihren Augen zu sehen, wenn sie von ihrer Idee erzählen.

Doch ebenso oft begegne ich Menschen, bei denen nicht die Idee im Vordergrund steht, sondern die Hoffnung, mit einem Start-up einfaches Geld verdienen zu können. Die Vorstellung klingt verlockend: Man gründet möglichst schnell sein Unternehmen und versucht, zügig einen Exit zu schaffen. Doch oft ist eine solche Reise schneller vorbei, als einem lieb sein kann. Mittlerweile muss ich schmunzeln, wenn ich angehenden Gründern dieser zweiten Art begegne.

Vom Gründen und Fahrradfahren

Ich muss in diesem Zusammenhang immer an meine vierjährige Tochter denken. Vor einem halben Jahr fragte sie mich immer und immer wieder, wann sie denn endlich in der Lage sei, Fahrrad zu fahren. Heute kann sie es nahezu perfekt.

Was ist in diesem halben Jahr passiert? Die folgenden Begriffe mögen einen Eindruck geben: Frust, Enttäuschung, Freude, Wut, Schmerzen, Jubel – und endlose Touren ums Haus.

Aber was hat das Gründen mit dem Fahrradfahren zu tun? Wenn ihr mich fragt: sehr viel.

Lernen durch Beobachtung

Mach dich mit der Materie vertraut. Schau dir an, was man beachten muss: Wie tritt man, wo sind die Bremsen, wohin muss der Blick gerichtet sein? Am besten, du beobachtest, wie andere Menschen diese Aufgaben bewältigen.

Dann versuchst du erst einmal, stabil geradeaus zu fahren. Vielleicht muss dich anfangs jemand stützen; nimm diese Hilfe an. Wenn es läuft und du „geradeaus fahren“ kannst, versuche es mit komplexeren Abläufen – beim Fahrradfahren ist das das Anfahren und das Bremsen.

Schweiß und Tränen

Dieser Prozess wird Zeit brauchen. Du wirst es nicht von heute auf morgen können. Du wirst hinfallen. Du wirst frustriert sein, weil etwas nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast. Vielleicht klappt etwas, das bereits funktioniert hat, auf einmal nicht mehr, und du musst ganz von vorne anfangen.

Manchmal wirst du dir möglicherweise sagen: „Ich will nie wieder Fahrrad fahren!” Und trotzdem: Wenn du hartnäckig bist und dich nicht enttäuschen lässt, wird sich der gewünschte Erfolg irgendwann einstellen.

Meine Tochter hat sich so verhalten wie der passionierte Gründer. Ihre Vision hat sie auch die schwierigsten Hindernisse überwinden lassen. Ein bloßer materieller Gewinn kann solche Anstrengungen niemals aufwiegen. Ich bin mir sicher: Wenn es meiner Tochter nur um eine einfache Belohnung gegangen wäre, würde ihr Fahrrad heute unbenutzt in der Ecke liegen!

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

8 Responses

  1. Nam sagt:

    Sehr schöne und sachliche Erklärung zu dem Thema Gründung. Und mir hat am Besten die Unterscheidung von 2 Arten von Gründern gefallen.

  2. Alexander sagt:

    Sehr passender Vergleich. Ich lerne auch oft Startups kennen, für die die wirtschaftlichen Kennzahlen wichtiger sind, als der Kundennutzen. Diese Startups werden bestenfalls Seriengründer, aber sich nicht Leute, die ihren Traum leben und mit Herzblut eine Sache vorantreiben.

  3. chris sagt:

    ’sachliche‘ Erklärung? Passender Vergleich, Schöner Artikel?

    Wo wurden denn diese peinlichen Kommentare gekauft. Inhaltsloser Artikel..

    • Lukas Herbst sagt:

      Nun, jeder darf seine Meinung äußern. Kein Problem, Chris. Kommentare kaufen lohnt sich aber nicht – wozu auch.
      Du kannst aber gerne die anderen Artikel hier durchblättern, vielleicht ist etwas anderes für Dich dabei…

      Grüße,
      Lukas

  4. Dominic sagt:

    Schöner Artikel, Lukas. Wir können uns viel von den Kindern abschauen.
    Der Grund, warum Kinder so passioniert Fahrradfahren lernen? Weil sie sehen, wie wir damit fahren und „Erfolg“ haben. Es ist die Vorbildfunktion. In der Startup-Szene fehlt mir das.

  5. Max sagt:

    Wenn ich Kohle brauche dann klappt das doch nicht immer gleich mit Startup, eine schöne Idee ist ein guter Anfang. Brauche ich dringend Kohle würde ich zum Privatkredit „http://goo.gl/iBC5UU“ tendieren und nicht gleich zur Bank rennen und durch die Kosten pleite werden. Habe mir so neulich ein MacBook finanziert. Wie soll es denn sonst schnell gehen? Wenn ich etwas jetzt gleich brauche dann kann ich nicht warten bis mein Startup Erfolg hat. Allerdings ist es eine sehr gute Idee für die Zukunft. Kann ich nur zustimmen. Weiter so und danke für diesen Artikel.

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