Erfolgsfaktoren beim Crowdfunding: Vorbereitung und ein gutes Netzwerk

Immer mehr Start-ups versuchen durch Crowdfunding ihre Idee zu finanzieren – leider geht das oftmals schief. Am Ende stellt sich die Frage: Liegt es am Produkt, oder doch an der Crowdfunding-Kampagne. Ich habe mich mit dem Crowdfunding-Experten Wolfgang Gumpelmaier über das Crowdfunding, seine Agentur und die Frage „Warum scheitern so viele Kampagnen?“ unterhalten. 

Wolfgang, bitte stelle Dich kurz unseren Lesern vor:

Ich habe Kommunikationswissenschaft in Wien studiert und war dann während und nach dem Studium in diversen Firmen im Bereich Online Kommunikation, Online Redaktion und Online Marketing tätig. Bevor ich mich als Agentur und Berater selbstständig gemacht habe, war ich bei einem Startup aus der Filmbranche, wo ich mit Crowdsourcing und Crowdfunding in Berührung kam. Nach einem ersten eigenen Projekt. mit dem wir gescheitert sind, habe ich mich intensiv mit Crowdfunding beschäftigt. Seither beobachte ich die Szene im D-A-CH Raum, aber auch international und habe mehrere Projekte beraten und erfolgreich umgesetzt.

Du unterstützt mit Deiner Agentur Gründer bei Ihren Bemühungen in Sachen Außendarstellung und speziell im Crowdfunding. Was erwartet Deine Kunden?

Meine Kunden erwarten sich dabei unterschiedliche Inputs: die einen wollen generell verstehen, wie Crowdfunding funktioniert und was man damit erreichen kann. Andere stehen kurz vor dem Start eines Projekts und wollen letzte Tipps bzw. eine Analyse, etwa in meiner monatlichen Crowdfunding-Sprechstunde in Linz. Wieder andere wollen mein Netzwerk nutzen bzw. freuen sich über Kontakte zu Bloggern und Presse oder wollen in meinem Crowdfunding-Newsletter erwähnt werden. Meistens begleite ich die Projekte sehr flexibel, wobei ich oft mit einen Kick-Off Workshop starte, um alle mal auf den gleichen Stand zu bringen. Ich habe da zwar meine Pakete, bin aber sehr flexibel und Team-orientiert in der Zusammenarbeit.

Immer wieder scheitern tolle Ideen beim Crowdfunding. Was ist der Hauptgrund hierfür? Ist Deutschland noch nicht so weit?

Crowdfunding wird oft unterschätzt, sowohl was den Aufwand, aber auch was die Möglichkeiten betrifft. Manche Projektinhaber glauben, dass es reicht, das eigene Projekt online zu stellen und dann läuft alles wie von selbst. „Wozu gibt es dann überhaupt Crowdfunding-Plattformen überhaupt“, höre ich dann meistens. Diese stellen vorrangig die notwendige Infrastruktur zur Verfügung, über die man sich dann erstmal selber keine Sorgen machen braucht. Sie sorgen aber nicht automatisch für Aufmerksamkeit, darum muss man sich gerade am Beginn einer Crowdfunding-Kampagne selber kümmern. Umso wichtiger ist es, sich gut vorzubereiten und sich einen Kommunikationsplan zu erstellen. Auf dessen Basis sollte man vor und während des Crowdfunding unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, involvieren und um Feedback und Unterstützung bitten. Kurz gesagt: Vorbereitung und ein gutes Netzwerk sind essenzielle Erfolgsfaktoren beim Crowdfunding.

Crowdfunding – entweder man liebt es, oder man hasst es. Was ist für Dich der größte Vorteil und Nachteil von Crowdfunding?

Gegenüber anderen Finanzierungsmöglichkeiten muss ich für Crowdfunding als Projektinhaber relativ viel Engagement und Offenheit zeigen. Ich muss permanent am Ball bleiben und mit der Crowd arbeiten, auf Augenhöhe. Viele sehen das als Nachteil. Ich bin der Meinung das viele Startups und Kreativschaffende dadurch die Chance bekommen, sich in gewissen Bereichen zu professionalisieren. Abgesehen davon gibt es neben der Finanzierung noch viele weitere positive Nebeneffekte. Etwa direkten Kundenkontakt sowie Kundenfeedback, aber auch Community-Building und Marketing spielen eine große Rolle. Man kann via Crowdfunding Marktforschung betreiben oder einen „proof of concept“ erhalten. Nebenbei ist der Werbewert einer Kampagne oftmals sehr hoch, da man ja vermehrt mit Medien und Meinungsmachern kommuniziert. Alles in allem überwiegen also die Vorteile.

Viele Gründer unterschätzen den Aufwand einer Crowdfunding Kampagne. Was sind Deine 3 wichtigsten Tipps für Angehende Crowdfunder?

Folgende drei Voraussetzungen sollten gegeben sein: Kommunikationsbereitschaft, Zeit und Engagement. Als Projektinhaber sollte man Bereitschaft zeigen, mit Fans und Kunden auf Augenhöhe zu kommunizieren. Denn Crowdfunding hat viel mit transparenter Kommunikation zu tun. Das kostet natürlich Zeit, die man idealerweise bereits im Vorfeld einplant. Und um all das bewältigen zu können braucht es vor allem Engagement. Denn wer nicht vom eigenen Projekt überzeugt ist oder Crowdfunding nur so nebenbei betreibt, dem wir es schwer fallen, das Vertrauen der Crowd zu gewinnen. Natürlich gibt es noch weitere Faktoren, von denen der Erfolg einer Crowdfunding-Kampagne abhängt. Im t3n-Magazin habe ich mal 10 Tipps gesammelt, die ich gerne hier als Leseempfehlung und Inspiration weitergebe.

Du bist ja immer an interessanten Projekten dran. Woran arbeitest Du derzeit?

Aktuell begleite ich mehrere Projekte auf ihrem Weg zur (hoffentlich) erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne. Zum Beispiel helfe ich beim LUMA ACTIVE mit, die Kickstarter-Kampagne vorzubereiten und bis dahin das Netzwerk aufzubauen. LUMA ACTIVE ist eine hochwertige Kopfbedeckung mit integrierter LED-Stirnlampe und Rücklichtern. Die Regisseurin Claudia Rorarius aus Berlin arbeitet mit dem Musiker Ken Stringfellow (The Posies, R.E.M., Big Star) am Filmprojekt KEN – The Movie, das ich ebenfalls unterstütze. bockwerk wiederum ist ein Projekt des Vereins Ute Bock, mit dem Ziel Flüchtlingen durch Handwerk eine Perspektive zu bieten. Hier habe ich mit dem Team in einem ersten Workshop die Grundlagen für den weiteren Prozess geschaffen, den ich nun punktuell immer wieder begleite. Demnächst startet auch AfriNavi, eine kartographische Übersicht der Vielfalt Afrikas in Österreich, wo ich neben dem Crowdfunding auch das Web-Konzept mit entwickle. Außerdem ging gerade der verpackungsfreie holis market mit einer Crowdinvesting-Aktion an den Start, bei dem ich vor ein paar Monaten auch im Crowdfunding auf wemakeit involviert war. Nebenbei arbeite ich mit einem Kollegen und der Regionalmanagement einer Oberösterreichischen Region an der Schaffung einer Regionalfunding-Plattform. Es ist also viel los derzeit ;)


Vielen Dank, Wolfgang, dass Du Dir trotz der vielen Projekte Zeit für unsere Fragen genommen hast. Wir wünschen Dir, Deiner Agentur und natürlich den aktuellen Projekten weiterhin viel Erfolg.

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

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