Wie Existenzgründer-Seminare den Einstieg in die Selbstständigkeit vereinfachen können
Wenn der Traum, sein eigener Chef zu sein, wahr werden soll, gilt es eine ganze Menge zu beachten und zu lernen. Niemand wird als Unternehmer geboren. Es gibt auch nicht die Unternehmerpersönlichkeit schlechthin. Selbst wer eigene Defizite erkennt, muss nicht auf die Existenzgründung verzichten, wenn er lernbereit ist.
Das Existenzgründerseminar – was bringt es?
Es gibt Gründer, die sind so von ihrer Idee überzeugt, dass sie denken, sie brauchen kein extra Seminar, um ihr Startup erfolgreich zu machen. Natürlich bringt jeder Fachwissen in einem oder mehreren Bereichen der Unternehmensführung mit, doch die Existenzgründerseminare haben viel mehr zu bieten, als langweile Vorträge und Frontalunterricht.
Ein ganz wesentlicher Vorteil dieser Seminare, ist das Zusammentreffen von Gleichgesinnten. Selbst wenn die Gründungsideen total unterschiedlich sind, können hier erste Aufträge rekrutiert und Kooperationen gebildet werden. Der Grafiker oder Marketingexperte, der eine frische Agentur an den Start bringen will, hat beste Chancen, hier Kunden zu finden. Ein Kurierdienstgründer kann hier Kontakte knüpfen und Auslieferungen von Händlern oder Anlieferungen von Materialien übernehmen.
Die Dozenten in diesen Seminaren sind erfahren und haben Kontakte in die entsprechenden Kammern, zu Gewerbeämtern oder anderen Institutionen, bei denen Genehmigungen oder Lizenzen eingeholt werden müssen. Sie kennen sich mit Anträgen aus, liefern gute Argumente, wenn es gilt Begründungen zu finden. Oft stehen sie auch nach den Seminaren noch mit Teilnehmern in Kontakt und berichten von Erfolgsgeschichten oder Problemen, die Gründer so haben.
Das Seminar ist keine Beratung
Existenzgründerseminare sind keine Gründerberatungen oder Coachings. Sie finden in Gruppen statt, es wird Wissen vermittelt, es werden allgemeine Fragen beantwortet. Coachings können aber oft ergänzend hinzugebucht werden und tatsächlich sind Coaches auch oft die Dozenten.
Inhalte der Kurse sind:
- Businessplan
- Unternehmensformen
- Fördermittel
- Versicherungen
- Marketing
- Steuern
- Recht
- Personal
- soziale Absicherung des Unternehmers
Manchmal wirkt so ein Seminar demotivierend, weil die Probleme, die auftreten können, in den Vordergrund gerückt werden. Natürlich soll niemand abgeschreckt werden, doch wie schnell eine leichtfertige Gründung ganze Familien in den Ruin getrieben hat, muss angesprochen werden. Und wenn es Gründer wirklich abschreckt und sie Abstand davon nehmen, ihr Geschäft zu eröffnen, dann ist dies nicht unbedingt das Schlimmste. Sie brannten nicht genug für ihre Idee und brauchen mehr finanzielle Sicherheit, als eine Existenzgründung ihnen bietet.
Unternehmensformen
Die Unternehmensform entscheidet über die Haftung. Die Gründung einer GmbH ist mit Kapital verbunden, das nicht jeder hat. Um langfristig aber eine GmbH werden zu können, wurde die sogenannte Mini-GmbH etabliert. Diese Unternehmensformen sind Haftungsbeschränkt. Das bedeutet für Gründer, dass sie nicht mit ihrem Privatvermögen haften müssen und ggf. ihre Familie mit in die Schuldenfalle nehmen.
Bevor es die Mini-GmbH gab, waren ausländische Unternehmensformen sehr beliebt, allen voran die Englische Limited. Damit war zwar die Haftung minimiert, jedoch war das Ansehen dieser Unternehmensform durchwachsen. Mit der Mini-GmbH kann über mehrere Jahre hinweg so viel Kapital zusammengetragen werden, dass die Umwandlung in eine GmbH irgendwann möglich wird. Bis dahin, liegt die Haftungssumme bei der Summe des Kapitals.
Vor- und Nachteile der einzelnen Unternehmensformen werden im Seminar aufgezeigt.
Marketing
Social Media wird von vielen Gründern mit Marketing gleichgesetzt. Doch wer die Regeln nicht kennt, wird so viele Tweets und Posts absetzen können, wie er will. Der Erfolg wird ausbleiben. Daher ist es wichtig, sich mit dem Thema Marketing zu beschäftigen, welche Formen es gibt, seine Zielgruppe zu definieren und zu prüfen, wie diese denn erreichbar ist. Letztendlich sind crossmediale Werbekampagnen die erfolgreichsten.
Zum Marketing gehört auch, sich mit der Konkurrenz auseinanderzusetzen. Nur wer seine Konkurrenz kennt, kann ihr begegnen. Tatsächlich geht der Trend immer mehr zu Kooperationen, vor allem bei Gründern.
Businessplan
Der Businessplan steht natürlich im Vordergrund der Existenzgründerseminare, aber auch von Coachings und Gründerberatungen. Zum Einen enthält dieses Dokument alle Informationen zur Idee, Gründerperson, Finanzen und dem Marketing und zum anderen ist es der rote Faden für den Gründer. Selbst wer keine Fördergelder oder Kredite braucht, sollte sich einen Businessplan erstellen. Er zwingt dazu, sich mit der Idee, der Konkurrenz, der persönlichen Situation und der Zukunft auseinanderzusetzen. Gerade das Worst Case Szenario öffnet vielen die Augen für die Schwachstellen, die im Glanz der Euphorie gar nicht so bedrohlich wirken.
Probleme sind keine Knockoutkriterien, wenn im Vorfeld nach möglichen Lösungen gesucht wird und Parameter definiert werden, an denen Erfolge und Misserfolge messbar sind. Tatsächlich können kritische Punkte im Vorfeld mit Handlungsoptionen versehen werden. Außerdem ist es gut, Anlaufstellen für Hilfen zu kennen.
Das unternehmerische Risiko und gute Tipps für Gründer
Wie groß das Risiko für den Unternehmer ist, hängt von vielen Faktoren ab. Gründer schauen im Vorfeld meist auf vorhandenes Eigenkapital, mögliche Förderstellen und Gründungskosten. Wer keinen Materialeinsatz hat, senkt sein Risiko ein wenig. Doch sobald Personalverantwortung oder auch soziale Verpflichtungen wie Familie, Pflege von Angehörigen o.ä. dazu kommen, steigt die Verantwortung und das unternehmerische Risiko muss neu bewertet werden.
Riskant ist es, unvorhersehbare Ereignisse wie Krankheiten oder Unfall außer Acht zu lassen. Wie in solchen Situationen vorgesorgt werden kann, wird in Existenzgründerseminaren ebenfalls besprochen.
Für Gründer gibt es zahlreiche Wettbewerbe. Einige sind branchenspezifisch angelegt, andere bewerten die Nachhaltigkeit von Produkten oder auch besonders innovative Ideen. Die Preisgelder, die es hier geben kann, sind nicht zu unterschätzen und können eine gute Starthilfe sein. Nicht nur finanziell profitieren Gewinner solcher Wettbewerbe, sie werden durch die Bekanntgabe des Gewinns meist auch gleich bekannt und haben einen enormen Imagegewinn. Selbst wenn die Teilnahme nicht zum Gewinn führt, ist es durchaus hilfreich, an Wettbewerben teilzunehmen, weil Gründer sich auf diese Weise immer intensiver mit ihrer Idee auseinandersetzen.
Für Selbstständige gibt es zahlreiche Verbände. Allen voran ist wohl der Bund der Selbstständigen bekannt. Tatsächlich gibt es zahlreiche Unterverbände, in deren Mitgliedsbeitrag die Mitgliedschaft im BdS enthalten ist. Auch der Bund der Steuerzahler ist vor allem für Unternehmer interessant. Diese Verbände informieren über relevante Neuerungen und setzen sich für die Interessen ihrer Mitglieder ein. Daher lohnt es sich, darüber nachzudenken, sich in diesen Verbänden zu engagieren. Verschiedene Kooperationen bringen auch finanzielle Vorteile für die Mitglieder, beispielsweise bei Versicherungen, Softwareanbietern und Autohändlern/-vermietungen.
Ein Existenzgründerseminar lebt immer von den Teilnehmern. Oft ist es überraschend, mit welchen Fragen andere Gründer sich beschäftigen und diese in den Seminaren stellen. Das gibt neue Impulse, die sich positiv auf die eigene Gründung auswirken können.