10 Gründer-Fragen an Maximilian Tayenthal von NUMBER26

Am 25. September 2015 beginnt im Silberturm der Deutschen Bahn in Frankfurt am Main erstmalig ein Startup Weekend mit Schwerpunkt Financial Technology. Bei der 3-tägigen Veranstaltung werden schwerpunktmäßig Geschäftsideen mit FinTech-Hintergrund gesucht und gefördert. Eine Jury wird am Ende des Events die beste Idee auswählen: Weitere Informationen findet Ihr in unserer Event-Ankündigung.

In dieser Jury sitzt unter anderen, Maximilian Tayenthal. Maximilian ist Gründer und Geschäftsführer eines der vielversprechendsten FinTech Start-ups derzeit: NUMBER26. Bevor er NUMBER26 gegründet hat, hat er als Strategieberater bei Booz & Company gearbeitet, sowie als Assistent des CFO eines Versicherungsunternehmens und in Corporate M&A in einer Rechtsanwaltskanzlei.
Zusammen mit Anne von Startup Germany habe ich Maximilian zu einem Gespräch eingeladen, dieses Mal aber junge Gründer die Fragen stellen lassen:

Maxi Knust, Fempreneur

Was ist die größte Challenge, wenn man ein FinTech Startup gründet? Und wie geht man mit den hohen Erwartungen an ein so „gehyptes“ Startup um?

Maximilian Tayenthal: Bei FinTech Startups kommen zu den gewöhnlichen Herausforderungen bei der Gründung zusätzlich noch die regulatorischen Hürden, die es zu meistern gilt. Immerhin haben sich die Rahmenbedingungen für Fundraising verbessert: vor zwei, drei Jahren haben nur jene in FinTech investiert, die sich dort auch auskennen – mittlerweile wollen alle dort investieren. Ich denke, dass wir selbst an uns die höchsten Erwartungen haben, denen wir gerecht werden wollen. Schließlich ist dies unser Projekt, hinter dem wir mit Leidenschaft stehen.

Gunnar Stenzel, Gründer Skjlls

Da ihr selbst ein Startup seid, wisst ihr vermutlich wie nervig es bei traditionellen Banken sein kann, ein Geschäftskonto für sein eigenes Startup zu eröffnen. Plant ihr für Number26 auch Geschäftskonten (für Startups) einzuführen?

Maximilian Tayenthal: Wir sehen den Need nach einem Geschäftskonto absolut und wollen voraussichtlich 2016 eines anbieten. Als Startup müssen wir uns aber auf wenige Themen fokussieren, daher sind wir bisher nicht dazu gekommen.

Viele Gründer berichten, dass ein Startup einer emotionalen Achterbahnfahrt gleichkommt. Gab es ein Tief, an dem du darüber nachgedacht hast, alles hinzuwerfen? Und wenn „Ja“, woran lag es und was hast du dagegen getan?

Maximilian Tayenthal: Klar ist Gründen ein Auf und Ab der Gefühle. Wir hatten das große Glück, dass wir relativ kontinuierlich gewachsen sind. Aber selbst so ist die Entwicklung in den Anfangsphasen immer unvorhersehbar. Es gab Monate, in denen der Kontostand sich gen Null neigte und wir froh waren, dass wir unsere Mitarbeiter bezahlen konnten und die Gründer sich natürlich selbst keine Gehälter ausgezahlt haben.

Welchen Stellenwert hat klassische PR deiner Meinung nach – und welchen Tipp kannst du Anderen diesbezüglich auf den Weg geben?

Maximilian Tayenthal: Die klassische PR ist besonders wichtig, um das Unternehmen in der breiten Masse bekannt zu machen und einen Namen aufzubauen. Hier geht es darum, Beziehungen zu verschiedenen Redaktionen aufzubauen und seine Firmennews zu verbreiten. Neben den allgemeinen Nachrichten bietet die klassische PR eine gute Möglichkeit, das Unternehmen und seine Gründer als Experten in deren jeweiligen Gebieten zu positionieren.

Wenn du zurückblickst – was würdest du anders machen?

Maximilian Tayenthal: Wir würden unser Produkt noch schneller auf den Markt bringen. Man sagt ja gerne: „If you don’t feel ashamed of your very first product, you launched too late!“. Das ist im FinTech Bereich natürlich besonders schwierig, weil Fehler – wenn es um Geld geht – meistens nicht verziehen werden, aber je früher man live ist, desto eher bekommt man direktes Feedback von seinen Kunden und kann das Produkt anpassen und verbessern. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass Investoren immer einfacher mit einem Produkt zu begeistern sind als mit einer theoretischen Idee.

Timo Riedle, Gründer Evalea

Inwiefern siehst du FinTech als „Trendbereich“ für Startups? Betreiben VCs wie Commerzventures und Maincubator nicht Marktkannibalismus, indem sie nur in FinTechs investieren?

Maximilian Tayenthal: Es wird oft von einem Trend, gar Hype um FinTech Startups gesprochen. Der Hype lässt sich aber begründen: Financial Services ist einfach ein Markt großer Möglichkeiten – ‘one of the markets most ready for disruption’: Es gibt einen massiven Shift im Nutzerverhalten (von Offline zu Online zu Mobile), Produkte sind überholt, das Vertrauen der Menschen in die Bankenbranche ist gebrochen, usw. Banken haben massive Legacies mit sich zu tragen und haben den FinTechs trotz ihrer Größe und Kapitalisierung nicht so viel entgegen zu setzen. Daher ist die Entscheidung, in Startups zu investieren, nur logisch.

Kevin Pflock, Gründer junge-gruender.de

Mich würde interessieren, wie Dein Gründeralltag aussieht?

Maximilian Tayenthal: Wer gründet, arbeitet grundsätzlich immer. Erst nach einem Jahr, es war ein Samstag, hatte ich den ersten Tag in Berlin, an dem ich nicht ins Büro gegangen bin. Was den Alltag angeht gehe ich gegen 8:30 Uhr ins Büro. Der Großteil meines Tages ist durchgeplant mit Meetings mit Geschäftspartnern, für interne Entscheidungen, Vorstellungsgespräche, Telefonate etc. Das Büro verlasse ich zwar schon gegen 22:00 Uhr, aber E-Mails bearbeite ich bis spät abends und telefonisch bin ich natürlich auch immer erreichbar, auch am Wochenende. Liest man die Biographien erfolgreicher Gründer, ist deren Story immer von sehr viel Arbeit geprägt.

Anne Zoppelt, Startup Germany

Wie kann man dich für sich gewinnen? Welche Soft Skills sind deiner Meinung wichtig, um ein Startup erfolgreich werden zu lassen?

Maximilian Tayenthal: Zwei Dinge muss jemand mitbringen: Smartness und Drive. In einem Startup sind Teammitglieder, die über ihr Aufgabengebiet hinweg mitdenken und anpacken, das A und O. Egal auf welchem Level ist es natürlich wichtig, zu beobachten und zu analysieren. Doch mich überzeugen immer die Kandidaten, die Lust haben, etwas zu verändern und hart zu arbeiten.

Welche neuen Impulse können FinTechs dem Markt geben und wie können sie mehr mit Banken kooperieren?

Maximilian Tayenthal: Die Bankbranche ist unglaublich groß und inflexibel. Eine Branche, in der Disruption schon lange überfällig ist – spätestens seit der Finanzkrise. FinTechs beleben aktuell in erster Hand die verschiedenen Nischen, dort überzeugen sie mit einer besseren Nutzererfahrung und niedrigeren Preisen für die Services. Diese können FinTechs anbieten, da sie eine viel effizientere Struktur haben als traditionelle Banken, die oft einen großen Overhead mit finanzieren müssen. Diese schnellwachsende Konkurrenz treibt die Banken an, auch selbst zu innovieren. Die Zusammenarbeit mit Banken ist für FinTech Startups wichtig, da diese die regulatorischen Rahmen kennen und abdecken und einen verhältnismäßig günstigen Launch erlauben. Bei der Partnerwahl muss man jedoch bedacht vorgehen, denn man benötigt einen Partner, der einigermaßen agil ist, und nicht in komplett anderen Timeframes denkt.

Nun seid ihr mittlerweile recht erfolgreich mit euren Startup. Habt ihr bereits vor, anderen frischen Startups zu helfen? Wenn „Ja“, in welcher Form?

Maximilian Tayenthal: Auch wir stehen noch relativ am Anfang. Wir unterstützen alles, was gut für das Startup Ökosystem ist, wenn wir können, bieten wir Workshops für Entrepreneur Clubs verschiedener Universitäten an und wir arbeiten sehr gerne mit anderen Startups zusammen.


Vielen Dank, Maximilian, dass Du Dir Zeit für die Fragen unserer Gründer genommen hast. Wir wünschen Dir viel Spaß und tolle, neue Konzepte beim Startup Weekend!

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.