Impact Investing

Was ist Impact Investing? Eine einfache Erklärung
Stellen Sie sich vor, Ihr Geld arbeitet nicht nur für Sie, um eine finanzielle Rendite zu erwirtschaften, sondern gleichzeitig auch daran, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Genau das ist die Kernidee von Impact Investing. Es handelt sich um eine Anlagestrategie, bei der Kapital gezielt in Unternehmen, Organisationen oder Fonds investiert wird, die neben einem finanziellen Gewinn auch eine messbare, positive soziale oder ökologische Wirkung erzielen wollen. Es geht also nicht mehr nur um die Frage: „Wie viel Rendite bringt meine Investition?“, sondern vielmehr um die erweiterte Frage: „Was bewirkt meine Investition Gutes in der Welt und wie hoch ist die finanzielle Rendite?“. Impact Investing ist somit ein aktiver und unternehmerischer Ansatz, um mit Kapital gezielt gesellschaftliche oder ökologische Probleme zu lösen. Anstatt nur schädliche Industrien zu meiden, suchen Impact-Investoren proaktiv nach Lösungen für die größten Herausforderungen unserer Zeit – von der Bekämpfung des Klimawandels über die Förderung von Bildungsgerechtigkeit bis hin zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Es ist eine Form des Investierens, die davon ausgeht, dass finanzieller Erfolg und positiver gesellschaftlicher Wandel keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig bedingen und verstärken können.
Das Ziel: Nicht nur Rendite, sondern messbare Wirkung
Das herausragende Merkmal des Impact Investing ist die sogenannte „doppelte Rendite“. Während klassische Investoren primär auf die finanzielle Rendite und das damit verbundene Risiko schauen, fügt der Impact Investor eine dritte, gleichberechtigte Dimension hinzu: die Wirkung (englisch: Impact). Dieses Drei-Säulen-Modell – Rendite, Risiko, Wirkung – wird oft auch als „Triple Bottom Line“ (Profit, People, Planet) bezeichnet. Der entscheidende Punkt hierbei ist die Messbarkeit. Es reicht nicht aus, ein „gutes Gefühl“ bei einer Investition zu haben. Impact Investing verlangt nach klaren, vordefinierten Zielen und einem systematischen Prozess, um die erzielte Wirkung zu messen, zu managen und zu berichten. Ein gängiger Rahmen zur Orientierung sind hierbei die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Ein Investor könnte sich also zum Ziel setzen, mit seinem Kapital einen Beitrag zum SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ zu leisten, indem er in ein Unternehmen investiert, das Solaranlagen in ländlichen Regionen ohne Stromnetz installiert. Der Erfolg wird dann nicht nur in Euro und Cent gemessen, sondern auch in konkreten Kennzahlen wie der Anzahl der angeschlossenen Haushalte, der Menge an produziertem sauberem Strom oder der Reduktion von CO₂-Emissionen.
Wie funktioniert Impact Investing in der Praxis?
Der Prozess des Impact Investing ist strategisch und diszipliniert. Er lässt sich in der Regel in vier Kernphasen unterteilen, die sicherstellen, dass sowohl die finanzielle als auch die wirkungsorientierte Zielsetzung erreicht wird. Dieser strukturierte Ansatz hilft dabei, sogenanntes „Impact Washing“ – also das bloße Behaupten einer positiven Wirkung ohne echte Substanz – zu vermeiden und die Glaubwürdigkeit der Anlage zu sichern.
- Strategie & Intentionalität: Alles beginnt mit der klaren Absicht (Intentionalität), eine bestimmte soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen. Der Investor definiert, welches Problem er lösen möchte (z.B. Plastikmüll in den Ozeanen reduzieren) und welche Wirkungsziele er damit verfolgt (z.B. 100 Tonnen Plastik pro Jahr sammeln und recyceln). Diese Absicht ist von Anfang an ein fester Bestandteil der Anlagestrategie.
- Sourcing & Due Diligence: In dieser Phase werden potenzielle Anlageziele identifiziert und sorgfältig geprüft. Neben der üblichen Finanzanalyse (Due Diligence), bei der die Wirtschaftlichkeit und die Risiken des Unternehmens bewertet werden, findet eine ebenso tiefgehende „Impact Due Diligence“ statt. Hier wird analysiert, ob das Geschäftsmodell des Unternehmens tatsächlich in der Lage ist, die angestrebte Wirkung zu erzielen und wie diese Wirkung gemessen werden kann.
- Investment & Wirkungsmanagement: Nach der Investition beginnt die aktive Managementphase. Der Investor arbeitet oft eng mit dem Unternehmen zusammen, um die Erreichung der Wirkungsziele sicherzustellen. Es werden regelmäßig Daten zu den vorher definierten Kennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) erhoben. Dies können zum Beispiel die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze für benachteiligte Gruppen, die Menge an eingespartem Wasser oder der verbesserte Zugang zu medizinischer Versorgung sein.
- Reporting & Exit: Am Ende steht ein transparentes Reporting. Der Investor berichtet seinen Stakeholdern nicht nur über die finanzielle Performance, sondern auch detailliert über die erzielte Wirkung. Beim Ausstieg aus der Investition (Exit) wird idealerweise ein Käufer gesucht, der die ursprüngliche Mission des Unternehmens weiterführt und den positiven Impact auch in Zukunft sicherstellt.
Der wichtige Unterschied: Impact Investing vs. ESG & nachhaltige Geldanlagen
In der Welt der nachhaltigen Finanzen gibt es viele Begriffe, die oft synonym verwendet werden, aber wesentliche Unterschiede aufweisen. Die Abgrenzung von Impact Investing zu anderen Ansätzen wie ESG ist entscheidend für das Verständnis. Während alle diese Strategien das Ziel verfolgen, über den reinen Finanzaspekt hinauszuschauen, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrer Herangehensweise und ihrer Zielsetzung. Die traditionelle Geldanlage fokussiert sich ausschließlich auf Risiko und Rendite. Nachhaltige Anlagestrategien erweitern diesen Fokus.
- ESG-Integration: Hierbei werden Umwelt- (Environment), Sozial- (Social) und Unternehmensführungs- (Governance) Kriterien in die Finanzanalyse einbezogen. Das Hauptziel ist hierbei oft die Risikominimierung. Ein Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen (Social) oder Korruptionsproblemen (Governance) stellt ein höheres Risiko für Investoren dar. ESG ist also eher ein Filter zur Identifizierung von finanziell relevanten Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen. Es geht primär darum, Schaden zu vermeiden („Do no harm“).
- Nachhaltige Geldanlagen (SRI): Dieser oft breiter gefasste Begriff nutzt häufig Ausschlusskriterien (Negativ-Screening), bei denen bestimmte Branchen wie Tabak, Waffen oder Kohle von vornherein aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen werden. Alternativ werden über ein Positiv-Screening die „Klassenbesten“ (Best-in-Class) jeder Branche ausgewählt, also jene Unternehmen, die in ihrem Sektor die besten Nachhaltigkeitsleistungen zeigen.
- Impact Investing: Wie bereits beschrieben, geht Impact Investing einen entscheidenden Schritt weiter. Es ist ein proaktiver Ansatz. Anstatt nur negative Auswirkungen zu vermeiden, wird gezielt nach Investitionsmöglichkeiten gesucht, die eine positive und messbare Wirkung generieren. Das Kapital wird als Werkzeug eingesetzt, um aktiv Gutes zu bewirken („Do good“). Die Wirkung ist hier kein Nebenprodukt, sondern ein zentrales, beabsichtigtes Ziel der Investition.
Kennzahl | Beschreibung | Quelle / Stand |
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Globaler Markt für Impact Investing | Der geschätzte Wert des globalen Impact-Investing-Marktes. | $1,164 Billionen (1,164 Bio. USD) |
Wachstumsrate | Das Wachstum zeigt die steigende Relevanz und Akzeptanz dieser Anlageklasse. | Starkes zweistelliges Wachstum |
Top-Sektoren für Impact Investments | Die Bereiche, in die das meiste Kapital fließt. | Energie, Mikrofinanz, Finanzdienstleistungen, Forstwirtschaft, Nahrung & Landwirtschaft |
Wichtigste Wirkungsziele (SDGs) | Die UN-Ziele, die von Investoren am häufigsten adressiert werden. | SDG 8 (Menschenwürdige Arbeit), SDG 13 (Klimaschutz), SDG 7 (Saubere Energie), SDG 1 (Keine Armut) |
Konkrete Beispiele für Impact Investments
Die Theorie des Impact Investing wird am besten durch konkrete Beispiele greifbar. Diese zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten, wie Kapital eine positive Veränderung bewirken kann, und erstrecken sich über verschiedenste Sektoren und Regionen auf der ganzen Welt. Die Investitionen können dabei direkt in ein Unternehmen oder Projekt fließen oder indirekt über spezialisierte Fonds, die ein Portfolio aus verschiedenen wirkungsorientierten Anlagen zusammenstellen.
- Erneuerbare Energien: Ein Fonds investiert in den Bau und Betrieb eines Solarparks in einer sonnenreichen, aber strukturschwachen Region Afrikas. Die Wirkung wird gemessen in Megawattstunden produzierter sauberer Energie, der Anzahl der an das Stromnetz angeschlossenen Haushalte und Schulen sowie der Menge an vermiedenen CO₂-Emissionen im Vergleich zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen.
- Mikrofinanz: Ein Anleger investiert in eine Mikrofinanzinstitution in Südamerika. Diese Institution vergibt Kleinstkredite an Frauen, damit diese ihre eigenen kleinen Geschäfte aufbauen können, beispielsweise einen Marktstand oder eine Schneiderei. Die Wirkung wird anhand der Anzahl der vergebenen Kredite, der geschaffenen Arbeitsplätze und der nachweislichen Verbesserung des Haushaltseinkommens der Kreditnehmerinnen gemessen.
- Nachhaltige Forstwirtschaft: Eine Investition fließt in ein Unternehmen, das Wälder nachweislich nachhaltig bewirtschaftet. Anstatt Kahlschlag zu betreiben, werden nur einzelne Bäume entnommen, und für jeden gefällten Baum werden neue gepflanzt. Die Wirkung zeigt sich in der erhaltenen Biodiversität, der Menge an gebundenem CO₂ und den fair bezahlten Arbeitsplätzen für die lokale Bevölkerung.
- Gesundheitsversorgung: Kapital wird einem Startup zur Verfügung gestellt, das eine mobile App entwickelt, über die Menschen in entlegenen Gebieten Indiens Zugang zu qualifizierter ärztlicher Beratung per Video erhalten. Die Wirkung wird in der Anzahl der durchgeführten Konsultationen und der nachweislichen Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Zielregion gemessen.
- Bildungstechnologie: Ein Venture-Capital-Fonds für Impact Investing finanziert ein EdTech-Unternehmen, das eine kostengünstige Lernplattform für Schüler in einkommensschwachen Familien anbietet. Der Impact wird anhand der Anzahl der aktiven Nutzer und der messbaren Verbesserung ihrer schulischen Leistungen evaluiert.
FAQ zum Thema Impact Investing
Was versteht man unter Impact Investing?
Impact Investing ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare, positive soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen. Kapital wird gezielt in Unternehmen oder Projekte investiert, die Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen anbieten.
Was ist der Unterschied zwischen ESG und Impact Investing?
ESG (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ist ein Ansatz, um Nachhaltigkeitsrisiken in der Finanzanalyse zu berücksichtigen und Schaden zu vermeiden. Impact Investing ist hingegen ein proaktiver Ansatz, bei dem die Erzielung einer positiven, messbaren Wirkung ein zentrales und beabsichtigtes Ziel der Investition ist.
Kann man mit Impact Investing Geld verdienen?
Ja. Zahlreiche Studien und Marktberichte zeigen, dass Impact Investments wettbewerbsfähige finanzielle Renditen erzielen können, die oft auf Marktniveau oder sogar darüber liegen. Die Erwartung einer finanziellen Rendite ist ein Kernbestandteil der Definition von Impact Investing.
Welche Beispiele für Impact Investing gibt es?
Typische Beispiele sind Investitionen in erneuerbare Energien (z.B. Solarparks), Mikrofinanzfonds, die Kredite an Kleinunternehmer vergeben, nachhaltige Landwirtschaft, bezahlbaren Wohnraum oder Unternehmen, die den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung verbessern.
Wie kann ich in Impact Investing investieren?
Für Privatanleger gibt es mehrere Möglichkeiten: über spezialisierte Impact-Fonds oder ETFs, die von vielen Banken und Online-Brokern angeboten werden, über Crowdinvesting-Plattformen, die einzelne Impact-Projekte vorstellen, oder durch den Kauf von Aktien von börsennotierten Unternehmen mit einem klaren wirkungsorientierten Geschäftsmodell.