Diese Start-Ups wollen Altersvorsorge digitalisieren
Diese Start-Ups wollen Altersvorsorge digitalisieren
Die Basis der Altersvorsorge in Deutschland bilden die öffentlich-rechtlichen Pflichtsysteme (Gesetzliche Rentenversicherung, Beamtenversorgung, Alterssicherung der Landwirt & berufsständige Versorgung), in die fast alle Angestellten und Beamten während ihres gesamten Berufslebens einzahlen. Hinzukommt als zweite Säule die betriebliche Altersversorgung, die aus Pensionsrückstellungen der Unternehmen bei vielen Menschen die staatliche Rente aufstockt sowie die private Vorsorge, die zum Beispiel in Form von Riester Verträgen und privaten Rentenversicherungen die dritte Säule der Altersvorsorge bildet.
Neben etablierten Banken und Versicherungen haben sich in den letzten Jahren in diesem Bereich auch einige Fintechs etabliert. Laut der Fintech Money Map, die Barkow Consulting in Kooperation mit der comdirect Bank erstellt hat, sind Start-Ups im Bereich der Renten und Altersvorsorge aber noch immer eine Seltenheit. Wir zeigen die vier interessanten Neugründungen in diesem Bereich.
Rente.de – Vom Infoportal zum Vorsorgeanbieter?
Das erst 2020 gegründete Start-Up Rente.de des Finanzkonzerns Wüstenrot & Württembergische (W&W) ist aktuell ein reines Informationsportal, dass es Nutzern per App ermöglicht einen Scan ihres Rentenbescheids hochzuladen. Anschließend erstellt die App anhand der Daten unter Berücksichtigung eventuell vorhandener privater oder betrieblicher Altersversorgungen eine Vorhersage über die finanzielle Situation im Alter.
Das Ziel der Macher ist es mit der einfachen Nutzbarkeit der App Menschen anzusprechen, die sich bisher kaum mit ihrer Altersvorsorge beschäftigt haben. Aktuell wird die Rente.de App noch nicht monetarisiert. Offizielle Pläne zum Ausbau hat die W&W-Digitaltochter ebenfalls noch nicht genannt, Branchenexperten gehen aber davon aus, dass innerhalb der App Altersvorsorgeprodukte angeboten werden, sobald eine kritische Nutzerbasis besteht.
Mypension – Der digitale Pensionsfonds
Das Start-Up Mypension bietet in Kooperation mit dem Göttinger Versicherer Mylife eine digitale Alternative zum klassischen Pensionsfonds. Laut einem Interview des Gründers Rogier Minderhout mit der Frankfurter Neue Presse (FNP) „sind die Schwächen der herkömmlichen Altersvorsorge-Produkte doch offensichtlich. Die Produkte sind intransparent, überteuert, und das Geld wird auch noch falsch angelegt.“ Mypension möchte diese Mängel bekämpfen. Dazu können Kunden über die Webseite Mypension.de ausrechnen wie viel Geld ihnen im Alter fehlt und anschließend einen ETF-Sparplan mit monatlichen Beträgen bis zum Renteneintritt abschließen, der die Rentenlücke schließt.
Dank der Banklizenz von Mylife sind die Guthaben von Mypension auch bei einer Insolvenz abgesichert. Einnahmen erzielt das Start-Up über eine jährliche Kontoführungsgebühr in Höhe von 36 Euro und eine Provision von jährlich 0,69 Prozent. Im Vergleich zu ähnlichen Anbietern liegt Mypension damit im niedrigen Preisbereich.
Fairr.de – Riester-Verträge und Rürup-Rente per Internet
Riester- und Rürup-Rentenverträge standen in der Vergangenheit häufig aufgrund unklarer Vertragsbedingungen und hoher Gebühren, die in manchen Fällen sogar die staatlichen Zulagen übersteigen, in der Kritik. Das Start-Up Fairr.de aus Berlin bietet seit einigen Jahren entsprechende Verträge, die ausschließlich per Internet abgeschlossen werden können. Kosten für das Beratungspersonal und hohe Provisionen entfallen somit.
Im Vergleich zu vielen anderen Verträgen kann Fairr.de deshalb besonders gute Konditionen anbieten. Die Vorsorgeprodukte des Start-Ups basieren auf Fondssparplänen, bei denen das Geld in renditestarke ETFs investiert wird. Weil das Start-Up lediglich als Vermittler auftritt und das Geld über die Sutor Bank verwaltet wird, sind die Einlagen auch bei einer Insolvenz von Fairr.de abgesichert. Einnahmen erzielt das Start-Up über eine jährliche Kontoführungsgebühr, die sich anhand der Depothöhe dynamisch anpasst.
Penseo – Betriebsrente digital
Das Hamburger Start-Up Penseo ist laut eigenen Angaben die „Komplettlösung für eine schnell einzurichtende und einfach zu verwaltende betriebliche Altersversorgung.“ Dazu hat das Unternehmen ein Onlineportal entwickelt, das es Arbeitgebern und Angestellten ermöglicht teilautomatisiert einen Betriebsrentenvertrag aufzusetzen. Um Arbeitnehmer, die damit noch keine Erfahrung haben, den Abschluss zu erleichtern, verfügt die Plattform über Chatbots, die das bürokratische Vorsorgemodell erklären und bei eventuellen Fragen helfen.
Provisionen für den Abschluss nimmt Penseo nicht. Stattdessen erfolgt die Finanzierung des Start-Ups über eine Gebühr in Höhe von 2,75 Prozent des monatlichen Sparbeitrags, die allein vom Arbeitgeber bezahlt werden muss. Die Nutzung für den späteren Empfänger der Betriebsrente ist somit kostenneutral. Laut Penseo-Mitgründer und Geschäftsführer Sebastian Gauck „erfolgt die Einlagensicherung bei Penseo über die Versicherungskonzerne sowie als Notfall-Instrument den Pensions-Sicherungs-Verein, deren Versicherungsprodukte wir über unsere Plattform anbieten.“
Penseo verwaltet die Spareinlagen also nicht selbst, sondern dient nur als Vermittler. Angeboten werden unter anderem Verträge der R+V-Tochter Condor und Neue Leben. Außerdem können bereits bestehende Betriebsrentenverträge ebenfalls zur Verwaltung in das Portal importiert werden.