Wizardo – Ein Arzt mit Special Effects: Oder sein Hobby zum (Neben-)beruf machen!

Zugegeben. Ich bin ein Mensch der sich gerne und leicht begeistern lässt. Von den schönen Dingen des Alltags, von Kunst und Musik, aber auch von Geschichten, über die ich durch meine Arbeit stolpere. Gründergeschichten, legendäre Start-Up Fuck Ups, Wiederaufsteh-Stories. Oder aber: Geschichten von Leuten mit besonderen Talenten. Die Hingabe, mit der Menschen außergewöhnlichen, oftmals nur in der Freizeit praktizierten Begabungen nachgehen, diese nähren und weiterentwickeln, fasziniert mich. Die Leute, welche diese Begabung dann auch noch zum Beruf machen, können Geschichten erzählen, bei denen man gerne aufhorcht. Es sind die mutigen Quergänger, die Aussteiger, sich-selbst-Verwirklicher-Geschichten. Die man sich anhört und unweigerlich darüber nachdenkt, ob man selbst genug aus sich und seinen Talenten gemacht hat. Ob man seinen Leidenschaften genug nachgegangen ist.

Kürzlich durfte ich dies bei Steffen Oppermann erleben, den ich bei der Pressearbeit unterstütze. Als er mich zum ersten Mal anrief und sagte, er habe einen Onlineshop für Masken, war ich drauf und dran relativ sofort, direkt und freundlich „nein danke“ und „auf Wiedersehen“ zu sagen. Doch so sehr kann doch der berühmte erste Eindruck täuschen. Beim persönlichen Gespräch und Kaffeetrinken in Hamburg stellte sich heraus, mit was für einem bescheidenen Multifunktionstalent ich es eigentlich zu tun habe.

Oppermann ist nämlich eigentlich Arzt. Genauer Gynäkologe in einer Hamburger Praxis. Allerdings eben nicht nur das: Er ist auch parallel dazu Gründer dieses sehr speziellen und höchst spezialisierten Unternehmens: Wizardo– dem Masken-Onlineshop. Mit welcher Stundenzahl Arbeit in der Woche man den Arztberuf und die Maskenbildnerei verbindet, habe ich -obgleich selbst zur Spezies der Arbeitstiere gehörend- trotzdem lieber nicht nachgefragt. Wizardo stellt also Masken aller Art her, von Grusel bis nicht so Grusel. Diese werden nach eigenem Design, in Handarbeit und mit echter künstlerischer Hingabe gefertigt: Eine Liebe zum Detail wie sie nur ein wahrer Liebhaber zeigen kann. Und Steffen ist ein echter special-effects-Künstler.

Diese Art der Kompatibilität von Beruf und zum „zweiten Standbein aufgepimpten Hobby“ hört man ab und an mal, sind aber trotzdem noch in der ziemliche Rarität. Woran liegt es? Fehlt der Mut? Der unbedingte Wille? Fehlen dir Vorbilder? Denn wer kann wirklich von sich behaupten, sein besonderes Talent, seine große Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben? Natürlich ist nicht jedes Hobby, jedes Talent konvertierbar. Doch vieles bleibt auch unangetastet, nur ein Kinderberufswunsch: Unpublizierte Autoren, nie gehörte Sänger, ungesehene Maler, Tortenbäcker die nur die eigene Familie beglücken, Hobbygärtner, die nur den eigenen Garten in ein Pflanzenparadies verwandeln. Vielleicht, so meine Hoffnung, dient dieser Artikel als ein kleiner Anstoss, es doch zu tun. Dies muss ja nicht heißen, dass man sein „normales Berufsleben“ gleich hinwirft. Denn das Schöne in der heutigen Arbeitsgesellschaft ist doch: Sie wird flexibler, sie bietet mehr und mehr individuelle Möglichkeiten! So kann man zum Beispiel in vielen Angestelltenpositionen viel leichter auf eine drei-viertel Stelle gehen als früher. Oder auf eine halbe Stelle. Bestimmt gehen in manchen Firmen auch 7/8 oder 1/3 oder welchen Turnus man sich sonst so ausdenken mag. Man muss sich trauen zu fragen. Durch ein offenes Gespräch mit seinem Chef kann man rausfinden, ob dieser einen solchen Wunsch nachvollziehen kann und bereit ist ihn zu gewähren. So könnte man sich die Luft, sich nebenberuflich zu engagieren, herausarbeiten. Mehr als die Erlaubnis des Arbeitgebers, eine Gewerbeanmeldung (die mit einem Gang zur entsprechenden Bezirksbehörde und in fünf Minuten erledigt ist) und natürlich einem schlüssigen Konzept braucht man für den Start erst einmal nicht… Just saying….Just do it.

wizardo_steffen-oppermann

Steffen Oppermann jedenfalls hat seine besondere Begabung für die Maskerade beruflich umgesetzt. Bei ihm fing die ganze Geschichte mit Elfenohren an. Er hatte ein wahres Prachtexemplar an Elfenohren für seine Theatergruppe eigens angefertigt und sie wurde ihm quasi aus den Händen der Schöpfung gerissen. Er würde gefragt, ob sie käuflich erwerbbar sei. War sie nicht. Oder noch nicht. Dann bald schon: Die Gründungsstunde der Firma „Fantasieprodukte“ (heute Wizardo) war gelegt. Durch Einsätze als special effects Maskenbildner für Film und Fernsehen, mit denen er sich sein Studium querfinanzierte, wuchs Oppermanns Expertise und seine Künste in dem Gebiet. Mit ihnen wuchs auch das kleine Unternehmen. step für step, schritt for schritt. Erst neben dem Studium, dann neben dem Praxisalltag. Inzwischen hat wizardo seine Produktpalette erweitert, bietet Karnevals- und Halloweenaccessoires auch von fremden Labeln in dem gut gemachten Onlineshop an, hat nationale und internationale Kundschaft. So schaffte es Oppermann, wizardo auf einen beachtenswerten Umsatz von >100.000€ zu bringen. Heute hat der Maskendoktor über 200 (!) Produkte im Shop und 1 ½ Mitarbeiter im Büro. Ich ziehe den Hut – ähhh ich mein, die Maske! Ich ziehe die Maske!!

Nun hat Dr Steffen Oppermann sich entschieden, einen großen Sprung zu machen. Er wagt sich in die Fernsehsendung Höhle der Löwen, um einer der Investoren (Frank Thelen, Ralf Dümmel, Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Jochen Schweizer) von seinem Gruselkabinett wizardo zu überzeugen. Ob dies gelingt? Ihr könnt es am Dienstag, den 25.10.2016 auf VOX sehen.

Meike Neitz

Meike Neitz ist Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur Die Zukunftsmanufaktur . In ihrem Zukunftsblog schreibt sie über das, was so passiert und wir Leben nennen.  Nach langjährigem Auslandsaufenthalt lebt und arbeitet Meike nun in Hamburg. Mit vielen Fluchten in die große weite Welt.

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