Kulinado – die Lieferkantine!

Manchen kommt eine gute Idee beim Sprung aus einem Flugzeug. Andere setzen sich mit einem Notizbuch an den Fluss. Mir fällt Neues in der Regel beim Essen ein.

Als ich vor knapp zwei Jahren meinen Vertrag bei einem vielversprechenden Unternehmen namens FlixBus unterschrieb war mir noch nicht klar, wie bald ich wieder kündigen würde, um beseelt von einer neuen Idee meine eigene Firma zu gründen.

Beim Betreten der Büros, die das damals noch recht überschaubare FlixTeam gerade bezogen hatte, war schnell klar, wo es hakte. Der Kicker war geliefert, die IKEA-Garnituren lümmelten auf der grauen Auslegware herum, die Fenster waren frisch geputzt, aber was eindeutig fehlte war eine Handbreit Raum, um zusammen zu sitzen und sich auszutauschen. Natürlich war da ein Waschbecken mit drei Handtüchern und eine Kaffeemaschine. Aber ein Küchentisch? Herd? Fehlanzeige.

Ohne Küchenkultur keine Mittagskultur. Zwei Drittel meiner Ideen beruhen auf einem guten Lunch. Ich gehöre deshalb zu den Menschen, die ohne ein funktionierendes Versorgungssystem zwischen zwölf und zwei nicht funktionieren können. Nirgendwo sonst lernt man sein Team so direkt kennen, wie beim gemeinsamen Essen. Der schnelle Gedanke zwischendurch, die Skizze auf der Serviette, ein kurzer Wortwechsel über einem Teller Pasta sind elementarer Bestandteil eines funktionierenden Ökosystems.

Team Kulinado - StartupBrett

Tags darauf hatte ich das beste Tagesrestaurant der Umgebung ausgemacht, einen kleinen Italiener um die Ecke und über dem ersten Teller frischer Pasta mit Basilikum-Sugo und einer großen Rhabarberschorle für insgesamt €8,50 reifte der Gedanke zu Kulinado: eine Lieferkantine, die für Mittelständler zwischen 20 und 150 Mitarbeitern die bestmögliche Qualität direkt ins Büro bringt. Frei Haus. Klimaneutral. Biozertifiziert. Für maximal €7,50 und mit Arbeitgeberzuzahlung, so daß der Mitarbeiter unter €5,00 pro Menü bezahlt. Jedes Menü besteht aus Hauptgericht, Dessert und Getränk. Basierend auf einem ausgeklügelten Liefersystem zwischen Restaurant und Kunde. Gekocht wird täglich frisch in Restaurants der Umgebung (der Wirt des kleinen Italieners bestätigte bereitwillig, dass er locker 50 bis 150 zusätzliche Menüs pro Tag produzieren könnte, wenn der Absatz funktioniert) und für die Absatzsicherheit sorgt ein Vorbestellungssystem, das sich recht einfach von der Schematik der Busticketbuchungen ableiten ließ (bei denen Vorbestellungen eine große Rolle spielen). Als ich die Idee meinem späteren Partner Manuel Appold schilderte war er sofort Feuer und Flamme.

_8009954Inzwischen wissen wir, dass wir damals dem Begriff „Lieferkantine“ neues Leben eingehaucht haben, der (ähnlich wie „Fernbus“) jahrelang ein freudloses Zwischenleben führen musste und nur darauf gewartet hatte digitalisiert zu werden: ein Verpflegungskonzept ohne jedweden Overhead für den Arbeitgeber bei vollen Benefits für den Arbeitnehmer, was einer kleinen Revolution im Bereich der betrieblichen Gemeinschaftsverpflegung gleich kommt.

Unser Businessplan für Kulinado stand sechs Tage später. Das Kündigen fiel da schon deutlich schwerer und zog sich über einige Monate hin. Das Flix-Team ist bis heute eins der besten in dem ich arbeiten durfte, aber die Zusagen der Münchner Gastronomen Michael Schottenhamel und Martin Kolonko, uns in der Beta-Phase zu stützen hatten den Ausschlag gegeben.

Im September 2014 ging die Website www.kulinado.de live und wir in die geschlossene Beta. Im Februar haben wir den regulären Lieferbetrieb aufgenommen und seit April unterstützen uns Rainmaker Investment mit Funding und Expertise. Unser Team ist auf sechs Mann gewachsen. Im Sommer stehen Frankfurt und Köln auf dem Programm. Und natürlich schauen wir immer wieder über die Schulter, weil im Bereich Food gerade der Phantasie kaum Grenzen gesetzt sind.

Und so sieht unsere Mittagskarte für diese Woche aus:

Montag

Schweinefilet in Serranomantel an Kartoffel-Bohnen-Gemüse mit Kresse

Fruchtiges Tomatenrisotto an gebratenem Ziegenkäse mit knackigem Rucola
Kaiserschmarrn mit Rhabarber-Sugo (Dessert)

Dienstag

Chili con Carne mit Sauerrahm, frischen Kräutern und Baguette

Thai Curry vegetarisch mit knackigen Sojasprossen und frischem Koriander

Frischer Käsekuchen im Glas (Dessert)

Mittwoch

Chicken Tandoori mit Gemüse Reis und Asia-Kräutern

Frische Pasta mit Pesto Rosso, fruchtigen Cocktailtomaten, Mozarellawürfel, knackigem Rucola und frisch geriebenem Parmesan

Frischer Obstsalat (Dessert)

Donnerstag

Gebratener Zander auf Gemüsegraupen in Purple-Curry Sauce mit Dill

Gemüseglasnudeln mit Tofu in fruchtigem Kokos-Chilli Sud

Mini-Donuts (Dessert)

Freitag

Kalbsrahmbraten Provoncale, Rosmarinkartoffeln

Erbsen-Minzrisotto mit Ziegenkäse

Vanilleeis mit heißen Himbeeren (Dessert)

 

Ralph Strachwitz

Ralph Strachwitz, Jahrgang 1970, ist Gründer von Kulinado, die Lieferkantine für Mittelständler. Nach mehreren Medienbeteiligungen arbeitete sich Ralph bei myTaxi und FlixBus gründlich in das Thema Tech-StartUp ein. Kulinado ist seine dritte Geschäftsgründung.

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