Interview mit dem niederrheinischen Startup telepano

Virtuelle 360-Grad-Rundgänge

Wenige Sekunden entscheiden auf einer Internetseite über das Interesse eines Kunden. Heutzutage klicken sich Nutzer schnell von der einen zur anderen Webseite und meiden uninteressante Inhalte. Ein abgesprungener Besucher ist auch ein verlorener Kunde. Genau das möchte telepano mit Hilfe Ihrer virtuellen Rundgänge durch Räumlichkeiten verhindern. Das Zauberwort lautet: Interaktion.

Zwei Studenten vom Niederrhein wollen eben genau dieses Problem lösen und bieten ihren Kunden seit Oktober 2014 360-Grad-Panoramen als Dienstleistung an. Heute sprechen wir mit den beiden Gründern Noel Schäfer und Martin Pietrowski über ihr Startup telepano, ihre Dienstleistung und ihre ganz persönliche Vision vom Web 3.0.

Stellt euch doch mal kurz vor.

Noel: Wir sind zwei Jungs im Alter von knapp 20 Jahren und haben im Frühjahr 2014 unser Abitur gemacht. Wohnhaft sind wir in Moers am Niederrhein – das liegt direkt neben Duisburg. Mittlerweile studieren wir. Martin studiert Informatik an der Hochschule Niederrhein und ich studiere Betriebswirtschaftslehre an der Universität Düsseldorf. Neben dem Studium sind Martin und ich aber auch seit 15 Jahren beste Freunde, wir machen also das was andere in unserem Alter eben auch machen.

Warum habt ihr euch selbstständig gemacht?

Noel: Die Idee entstand ursprünglich aus der Unzufriedenheit bei unserem alten Arbeitgeber, der neben seinen Tätigkeiten auch 360-Grad-Panoramen verkauft hat. Mit der Zeit haben wir uns dann zusammengesetzt und über eine Gründung nachgedacht, einen Businessplan erstellt und viele weitere Schritte durchgeführt. Und da sind wir heute, über ein Jahr später und als Geschäftsführer eines jungen Startups.

Um was genau geht es bei eurem Startup?

Martin: Telepano ist im Grunde ein Dienstleistungsunternehmen für virtuelle 360-Grad-Rundgänge. Längst haben Hotels, Restaurants und Co erkannt, dass ein paar Bilder im Internet nicht mehr ausreichen. Der Kunde will vorher genau wissen, was er für sein Geld erhält. Die Ansprache auf emotionaler Ebene mit hochwertig produzierten 360-Grad-Panoramaaufnahmen verschafft einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Klingt nach Google Streetview?!

Martin: Ja und nein. Wie der Name es schon sagt, hat es Google auf die Visualisierung von Straßen und nicht von Büro-, Innenräumen und Lokalitäten abgesehen. Die Grundidee ist jedoch dieselbe: Google und telepano bieten beide Möglichkeiten einen Ort virtuell begehbar zu machen.

Beschreibt doch mal einen typischen Kunden von euch.

Noel: Den typischen Kunden z.B. aus einer bestimmten Branche gibt es nicht. Kunde ist jeder, der seine Räumlichkeiten virtuell begehbar machen möchte. Beispielsweise ein Restaurant, das sich im Internet von seinen Mitbewerbern abheben möchte, nimmt unsere Dienstleistung in Anspruch. Aber auch Immobilienmakler und weitere Geschäftsführer im Einzelhandel profitieren von unseren Panoramen.

Wie geht es dann weiter? Wie genau läuft eure Dienstleistung ab?

Noel: Wir vereinbaren einen Termin mit dem Kunden und sprechen über seine Vorstellungen und Wünsche für die Panorama-Tour. Dabei gilt es einige Fragen zu beantworten, u.a. wie viele Räume sollen aufgenommen werden, sollen Speise-/ Getränkekarten als Interaktives Medium eingebunden werden oder wünscht der Kunde vielleicht auch eine Buchungsfunktion innerhalb des Panoramas. All das sind Fragen die mit dem Kunden durchgesprochen werden müssen.
Martin: Anschließend wird ein Fototermin festgelegt. Nach diesem beginnt der eigentliche Produktionsprozess bei dem wir die Bilder zu einem virtuellen
Rundgang zusammensetzen und für das Web aufbereiten. Danach ist der Rundgang fertig und bereit für die Einbindung auf der Kundenwebseite.

Was habt ihr euch für 2015 vorgenommen?

Martin: Im ersten Quartal liegt unser Augenmerk zunächst einmal auf der Akquise und Gewinnung neuer Kunden. Im Laufe des Jahres wollen wir dann mit 360- Grad-Video-Panoramen an den Start gehen und unseren Kunden die Möglichkeit geben Events so zu filmen, dass man sich später in Echtzeit darin umschauen kann.

Wo wollt ihr hin? Was ist eure Vision?

Noel: Wir wünschen uns für die Zukunft – also das Web 3.0 quasi – eine Ablösung des klassischen Foto- und Video als Information durch 360-Grad-Panoramen. Es soll irgendwann selbstverständlich sein und zum guten Ton gehören, einen virtuellen Rundgang auf seiner Webseite für seine Kunden bereitzustellen.

Habt ihr Tipps oder anderen Anregungen für andere Jungunternehmer, oder denjenigen, die es noch werden wollen?

Noel: Nehmt euch genügend Zeit für die Planung und den Launch eures Vorhabens. Erwartet auch nicht, dass nach eurer Gründung alles direkt losgeht. Die Behörden und Ämter lassen sich gerne mal etwas Zeit mit der Bearbeitung eurer Anträge usw. Außerdem solltet ihr euren Markt und potenzielle Kunden gut im Blick haben, damit ihr ein klares Marketingziel verfolgen könnt. Und ganz wichtig: Fragt andere um eine unabhängige Meinung, zeigt Digital- und Print- „Erzeugnisse“ einem Dritten. Sorgt für viel und abwechslungsreichen Input um euer Produkt perfektionieren zu können. Und: bleibt am Ball, verfolgt euer Ziel und lasst euch nicht von eurem Weg abbringen!

Herzlichen Dank an Noel Schäfer und Martin Pietrowski für das aufschlussreiche Interview. Wir wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg mit ihrem Startup telepano.

 

NS

Noel Schäfer unterhält seit 2010 einen Technikblog mit einer Jährlichen Reichweite von rund 70.000 Lesern. Darüber hinaus hat er mit diesem und anderen Internet-Projekten große Erfahrung im Bereich Internetmarketing, SEO und Webmastering gesammelt. Neben dieser Tätigkeit war er über zwei Jahre mit der Erstellung von 360-Grad-Panoramen für eine internationale Marketingagentur betraut.

 

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Martin Pietrowski arbeitete zwei Jahre bei einer großen Marketingagentur und war dort für die Erstellung von 360-Grad-Panoramen zuständig. Darüberhinaus hat er in der Vergangenheit viel Erfahrung im Bereich der 3D-Modellierung gesammelt.

 

Lukas Herbst

Lukas Herbst ist 37 Jahre alt, Produktmanager bei Gemalto und Gründer der Online-Plattform StartupBrett. Nach Kosmos-Kasten, C64, Schule und Studium, folgten erste Erfahrungen als Freelancer, eine Festanstellung, 2 Kinder und 2 Start-ups.

4 Responses

  1. René sagt:

    Cooler Artikel und eine coole Sache.

    Das könnte wirklich die Zukunft in diesem Bereich sein.

    Und der potentielle Kundenkreis ist riesig, die meisten Hotels/Geschäfte/Restaurants würden schon durch eine in 2 Stunden errichtete WordPress-Seite online einen Riesenschritt machen.

    Ich denke, mit der richtigen Herangehensweise und passenden Argumenten könnt ihr da unglaublich einfach eine große Masse an Kunden gewinnen.

    Anwendbar ist dieses Prinzip vermutlich auch auf Produkte. Vielleicht haben wir in 2 Jahren statt Produktbilder nur noch Produktvideos?! ;)

    Eine Stufe weiter vorne setzen viele Große ja schon an, indem sie Nahaufnahmen auf der Startseite als Hintergrund verwenden statt Standbilder (PayPal, Airbnb usw.)
    Wir haben das auf unserer neuen Homepage z.B. auf http://www.spacewallet.de auch versucht, durch Nahaufnahmen das Produkt direkt besser anschaubar zu machen. Ich selbst wäre da garnicht auf die Idee gekommen, aber unser Webentwickler ist da wohl Fan von :)

    Beste Grüße,

    René

  2. Noel sagt:

    Hey René,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Wir freuen uns, dass du unsere Vision teilst und hoffen, dass die entsprechenden Geschäftsführer von Hotels & Co. in nächster Zeit verstehen und akzeptieren, dass ein normaler Internetauftritt mit ein paar Bildern eben nicht ausreicht. Schlagkräftige Argumente sind auf jeden Fall da – nur stur stur und verschlossen sind die meisten.

    Ob jedoch ein angezoomtes Bild auf der Startseite eine Vorstufe ist, kann ich nicht so ganz mit dir teilen. Trotzdem eine sehr coole Webseite die Ihr da habt. Viel Erfolg für 2015 mit eurem Produkt!

    Viele Grüße
    Noel

  3. Bastian sagt:

    Der eigtl. Konkurrenzdienst von Google heißt nicht Streetview sondern Business View. Hier haben Hotels, Geschäfte und Restaurants ebenfalls die Möglichkeit sich von professionellen Fotografen 360-Grad Aufnahmen ihrer Innenräumlichkeiten erstellen zu lassen und diese gleichzeitig prominent neben ihren Google-Sucheintrag anzuzeigen.

    So wie ich das verstanden habe, liegt euer USP aber in der Erstellung von 360-Grad Aufnahmen unter Einbindung von Informationen und interaktiven Inhalten wie Speisekarten oder der Möglichkeit aus dem Panorama heraus eine Buchung zu tätigen. Hier sehe ich ebenfalls viel Potentential gerade auch in Verbindung mit Virtual-Reality Brillen die einen virtuellen Rundgang ermöglichen würden.

    Mögliches Zukunftsszenario: Ich kann bereits im Reisebüro (mit VR-Brille) oder auf einer Online-Buchungsplattform einen virtuellen Rundgang durch mein potentielles Urlaubshotel machen und aus diesen Aufnahmen heraus mein Wunschzimmer buchen.

  4. Noel sagt:

    Hallo Bastian,

    danke für deinen Input.
    Natürlich wissen wir das, jedoch sehen wir uns nicht als direkte Konkurrenz von Google Business View, da dies hierzulande – und zumindest im Ruhrpott – noch nicht sehr verbreitet ist. Außerdem liegt unser Hauptaugenmerk auch bei einem, wie du es schon sagtest, interaktiven virtuellen Rundgang. Darüber hinaus wollen wir aber auch mit Qualität, Transparenz und Kundenbetreuung überzeugen.

    Die VR-Geschichte haben wir natürlich auch im Auge und sind in diese Richtung bereits fleißig am testen. Für dieses Jahr ist aber eine spannende Sache geplant, also es lohnt sich neugierig zu bleiben!

    Wenn du dann tatsächlich deinen Urlaub im Jahr 2020 im Reisebüro und mithilfe einer VR-Brille gebucht hast, haben wir wohl alles richtig gemacht ;-)

    Liebe Grüße
    Noel

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